Ökologie und Migration sind Themen der Stunde und eng miteinander verwoben. Wie aber die Geschichte dieser sozialen Bewegungen schreiben? Die beiden Historiker Milo Probst & Jonathan Pärli stellen ihre neuen Bücher vor und diskutieren relevante Fragen.
Milo Probst zeigt in seinem Buch «Anarchistische Ökologien» (Matthes & Seitz, November 2024) auf, wie Anarchist*innen zwischen 1870 und 1920 immer wieder nach neuen Formen suchten, die Erde zu bewohnen und von ihren Reichtümern zu leben. Dabei lässt er sowohl berühmte als auch unbekannte Stimmen zu Wort kommen. Sein Buch ist ein Plädoyer dafür, die Fähigkeit von Menschen ernst zu nehmen, kreativ und selbstbestimmt mit ihren Umweltbeziehungen zu experimentieren.
Jonathan Pärli erzählt in seinem Buch «Die Andere Schweiz» (konstanz university press, September 2024) eine vielstimmige Geschichte des Asylaktivismus in der Schweiz von 1973 bis 2000. In Anlehnung an Hannah Arendt und Jacques Rancière analysiert er verschiedene Bewegungen und Aktionen, die der offiziellen Asylpolitik opponierten. Unter anderem wollte Jonathan Pärli Archivdokumente zum kongolesischen Intellektuellen Mathieu Musey untersuchen. Doch das Staatssekretariat für Migration verweigerte den Aktenzugang, woraufhin Jonathan Pärli bis vors Bundesgericht zog – und gewann. 2022 erhielt er deshalb den «Preis für Forschungsfreiheit» von der Schweizerischen Gesellschaft für Geschichte.
Milo Probst promovierte 2022 an der Universität Basel. Aktuell forscht er über die Geschichte von Frauen in der bundesdeutschen und italienischen Ökologiebewegung der 1970er- und 1980er-Jahre. 2021 erschien beim Nautilus Verlag sein erstes Buch «Für einen Umweltschutz der 99%».
Jonathan Pärli promovierte an der Universität Fribourg. Heute lehrt und forscht er als Bereichsassistent Geschichte der Moderne an der Universität Basel. Seine Forschungsinteressen liegen in der Geschichte sozialer Bewegungen, der Migrations- und Asylgeschichte, der Bildungsgeschichte sowie in der Geschichte und Theorie der Geschichtsschreibung.