Von Rechten, Linken und anderen normalen Leuten
Warum sollen sich Bürger*innen ständig destruktive Debatten im Fernseher ansehen? Sollten nicht umgekehrt Politiker*innen und Medienvertretende von Menschen auf dem Land lernen? Der Historiker Clemens Tangerding geht dieser Frage anhand vieler konkreter Geschichten nach. Vier Jahre reiste er durch Deutschland und lernte Menschen kennen, die ihr Heimatdorf nicht verlassen haben. Er selbst hielt diejenigen, die nicht den Absprung in die Stadt geschafft hatten, lange Zeit für weniger schlau und reflektiert.
Doch im Zuge seiner Begegnungen in der deutschen Provinz, zunächst in seinem eigenen Heimatdorf Rottendorf, begann er vieles anders zu sehen und stellte fest: Wenn es einen Riss durch die Gesellschaft gibt, dann verläuft dieser oft durch unsere Familien und manchmal durch uns selbst.
Angesichts der zunehmenden Polarisierung soll das Buch von Clemens Tangerding Mut machen. Es lädt dazu ein, sich seiner eigenen Erfahrungen klar zu werden und wieder einmal an den Ort der eigenen Kindheit zu blicken oder sogar zu fahren. Jede*r ins ganz persönliche Rottendorf.
Im Gespräch mit Franziska Stoffer führt uns Clemens Tangerding in einige Dörfer der deutschen Provinz und erzählt von gemeinsamen Projektarbeiten mit den Dorfbewohner*innen – darunter auch AfD-Wähler*innen. Er zeigt auf, warum es gerade jetzt wichtig ist, einander zu begegnen und weshalb geteilte Erfahrungen manchmal mehr bewirken als heftig geführte Debatten.
© Foto vorherige Seite: C.H.Beck / Katharina Gebauer